Eine gute Reise
Ich bin ja eher so ein spontaner Reisetyp. Ich glaube, dass man ohne allzu feste Pläne immer viel mehr über die Menschen in einem Land erfährt, als wenn man seine Reise schon Tag fürTag durchplant - außerdem plane ich einfach nicht gerne.
Aber immerhin habe ich es irgendwann mal geschafft, mir einen Flug nach Tel Aviv zu buchen (ehrlich gesagt hat es Jacqueline geschaft ). Und nach einem traditionellen Abendessen in der Kölner WG mit viel Wein und Sambuka und einer eher traurigen Tanzveranstaltung im Tsunami ging es dann auch ganz munter um 4°° früh los. Alles in allem bin ich mit zehn verschiedenen Transportmitteln vom Chlodwigplatz bis in diese nette Bleibe in Jerusalem gekommen.
Die günstigsten Wege sind halt nicht unbedingt immer die direktesten, so ging mein Flug über Züich und mein Weg nach Jerusalem über Tel Aviv.
Irgendwo am Bahnsteig in Tel Aviv bin ich auf eine 68 jährige etwas seltsame deutsche “Dame” getroffen, die irgendwelche komischen Sachen erzählt hat und mich schließlich um einen guten Lift zu Phillip gebracht hat.
Eigentlich ging es ja nur darum, wann welcher Zug fährt, aber als sich das nicht so einfach klären ließ bekam ich ein Buch in die Hand gedrückt: “Deshalb bin ich hier!”. Sie hat das Buch gelesen und muss nun unbedingt die Autorin treffen, sonst wird es künftig schwierig mit dem Weltfrieden. Also ist die Gute mal gleich in einen 600 € Flug gesprungen, weil Weihnachten ja nahe ist und es sonst wohlmöglich zu spät wäre. Anstatt mal ne e-Mail oder einen Brief zu schreiben, ist sie also einfach mal losgefahren - und ich, genauer gesagt Phillip und ich, könnten ihr doch helfen die besagte Autorin zu finden, weil es ja zum Wohle der gesamten Menschheit ist.
Schließlich fuhren wir gemeinsam im Zug in die Richtung. Ich hatte in weiser Voraussicht einen Platz weiter weg gewählt, während sie einer geduldigen Studentin erklärte, dass in den Namen schon das Gute oder nicht so Gute der ganzen Angelegenheit verborgen liegt. Denn alles was auf “… iiiii” endet, ruft ja so ein leichtes Kitzeln im Bauch hervor, was die Menschen auf jeden Fall glücklicher macht. Folglich ist “Tel Aviiiiiiiv” eine sehr gute Stadt, während “Jerusaleeeem” irgendwie nicht ganz so toll ist.
Im letzten Zug nach Jerusalem habe ich einen sehr netten Herrn kennen gelernt, dessen Englisch etwas schlecht war. Er bot mir an, mich mit zu der besagten Straße, in der ich mein Ziel vermutete, mitzunehmen. Die gute Dame wollte nun unbedingt mitfahren. Eigentlich hatte ich sie schon auf einen Bus abschieben wollen, nachdem sie in der Bahn irgendeine unschuldige gleichaltrige Israelin in den Wahnsinn getrieben hat (sie ist schließlich vor ihrem Zielbahnhof aufgestanden und hat sich in einen anderen Wagen gesetzt).
Dann textet sie noch den armen Kerl auf deutsch zu. Und kaum sitzen wir im Auto, will sie in ein Hotel gefahren werden etc. - bis der Tüp an ner Bushaltestelle anhält und uns sagt, dass wir da gut weiterkommen - ich konnt’s ihm nachfühlen.
Nach einer “ichwilljetztalleinsein”-Zigarette war es dann auch kein Problem, bis zur King-George Road zu kommen. Scheinbar gut getroffen, denn nach einem kurzen Telefonanruf stand Phillipp schon neben mir ehe ich meine Ankunftszigarette ausgeraucht hatte.
Gelandet bin ich in einer kleinen Wohnung in der Phil gerade residiert, da er hier auf Fortbildung ist. Eine nettes Pärchen gibt uns Obdach. Ein Medientechnik-Student und seine Grafik-affine Freundin. Das trifft sich ganz gut, so konnte ich mich gleich noch ein wenig nützlich machen. Einen zwei Stunden Indesign-Workshop auf Englisch nach 38 Stunden ohne Schlaf ist auch mal ganz nett.
Bin auf jeden Fall ganz gut angekommen, freue mich über die stetig vorhandenen Drahtlosnetzwerke und werde mich jetzt gleich mal auf machen, einen Kaffee zu trinken und ein wenig Jerusalem zu erkunden.
December 24th, 2007 at 15:36
Hi Thorsten,
schön zu hören, die Geschichte Hast´s ganz richtig gemacht, so über Weihnachten abzuhauen….hier spinnen se AAALLE !
Und ich müh´ mich grad mit CSS ab… wärste mal in Reichweite
Allet Juute und bis bald mal…Steph.