Global Unity Festival
Nachdem ich einige Tage in Jerusalem mit Philipp bei Assav und seiner Freundin Talya verbracht hatte, war es an der Zeit mal ein paar Tage los zu ziehen und das Land zu erkunden. Ich erfuhr von dem »Global Unity Festival«, aber keiner wollte mit mir hingehen. Zum einen sind Phillips Freunde mitten im Studium und Arbeit nicht so unternehmungslustig und zum zweiten stand u.a. Reggae mit auf dem Programm, was irgendwie so eine Art Ausschlusskriterium zu sein scheint. Also hab ich mich mal per Bus und Bahn auf in die Wüste gemacht — das Festival fand an einer alten Ausgrabungsstätte in der Nähe von Dimona statt. Am vorletzten Bahnhof hab ich die erste Trommel entdeckt und Noah und seinen Begleiter kennen gelernt. Wir sind zusammen angekommen, haben ein Zelt aufgebaut und einen Schluck Arrag — so eine Art konzentrierter Ouzzo — getrunken.
Da mein Rucksack nun in relativer Sicherheit war, sind wir noch kurz vor Sonnenuntergang auf einen nahe liegenden Berg geklettert und haben uns die ganze Sache mal von oben angesehen. Wenn man sich auf dem Berg umsah, konnte man sowohl einen militärischen Wetter-Zeppelin, ein Atomkraftwerk, eine als Farm getarnte Nuklear-Waffenfabrik (scheinbar ein offenes Staatsgeheimnis, wie mir anvertraut wurde) und das Global Unity Festival sehen — ein bisschen Unity tat dem ganzen also ganz gut.
Beim Festival waren eigener Schätzung nach ca. 400-600 Leute. Es gab zwei Bühnen. Eine open-air in der kalten Wüstennacht: Hier wechselten Bands und Djs mit Reggae bis Goa-Sound im 2-Stundentakt die ganze Nacht. Nebenan eine große Feuerstelle mit 25 Trommeln mit denen man sich aktiv am akustischen Geschehen beteiligen konnte — bei uns schwer vorstellbar, dass da noch was vernünftiges bei rauskommt — mit vielen Musik-begabten Israelis, die auch aufeinender hören können, eine Bereicherung fürden ganzen Abend. Auf der zweiten Bühne, untergebracht in einem riesigen Army-Zelt, gab es Improvisations-Sessions vom feinsten und quer über alle Musikstile hinweg.
Viele bunte aufgeschlossene Menschen von Contact-Tänzern bis hin zur jüdischen Version der Jesus-Freaks. Vom Esotherik-Hippie bis hin zum Goa-Addict — und alle tanzen bis in den Morgen.
Hinter dem ganzen steht noch eine Idee, die mich auf dieses Festival gebracht hatte: Einer der vielen kleinen Ansätze zur Versöhnung, die ich auf meiner Reise entdecken durfte. Die Veranstalter sahen das ganze als eine Probe fürgrößeres Projekt 2009. Beim »Walk about love« ist geplant, mit einem Festival-Track Israel vom Norden nach Süden zu durchwandern und dabei mehrere große und kleine Festivals zu veranstalten. In allen Gebieten — also auch den »territorries«, den besetzten Gebieten. Die politische Lage wird entscheidend sein, wie viel sich von diesen Ideen umsetzen lässt — ich wünsche jedenfalls viel Erfolg, denn dieses Land braucht viel Versöhnung — seit dem Beginn der zweiten Intifada im September 2000 hat sich die Lage aller Beteiligten verschlechtert. Auch wenn die Intifada im Feb 2005 offiziell beendet wurde, Israelis reisen nicht in die besetzten Gebiete und haben Angst in den videoüberwachten Gassen der Jerusalemer Altstadt, und Palästinensern ist es ohne die schwierig zu erhaltenden Sondergenehmigungen nicht möglich, palästinensische Gebiete zu verlassen.
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January 9th, 2008 at 15:15
hi thorsten,
wieder mal schön zu hören was du da so treibst.
da wird einem hier im regnerischen bergischen midestens (gefühlte) zehn grad wärmer…
die fotos sehen vielversprechend aus, leider kann ich nur die thumbs betrachten.
wünsch dir noch viel spaß dahinten und ne angenehme weitere reise!!
January 11th, 2008 at 14:32
Hallo Besucher! Ihr könnte jetzt hoffentlich alle Kommentare hinterlassen